Zocken mit Talent

Sie sind unter uns: die mehr oder weniger geheimen Ex-E-Sports-Helden und Zockerlegenden, die Ace-Asse und Bunnyhopper. Sie hatten einst nicht viel mehr als Zocken und Atmen im Kopf – und teilen mit uns hier schöne Erinnerungen an diese goldenen Zeiten.

Das Ende war auch ein Anfang

 

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Sergeys Leben war Counterstrike

Fünf Jahre spielte er, bis auf Platz eins mit seinem Team. Zumindest in Lettland. Das Internet war in den Nullerjahren dort noch nicht schnell genug, um an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu können. Als sie es konnten, war es »eine eiskalte Dusche«, sagt Sergey heute. »Wir haben gemerkt, dass die Spieler international viel besser waren als wir.«

Doch das Ende war auch ein Anfang – und zwar der von Sergeys Programmierer-Karriere. Schon als Spieler hatte er eine Plattform für Gamer entwickelt. Eine Art soziales Netzwerk. »Ich habe mir das Programmieren dafür selbst beigebracht.« Nebenbei lernte er HTML, CSS, PHP. Das Netzwerk war so erfolgreich, dass er es verkaufen konnte – und seinen ersten Job als angestellter Entwickler für die Seite antrat. Doch als Facebook kam, wurde das soziale Netzwerk überflüssig.

In seinem nächsten Job versorgte Sergey seine Kollegen mit einer leistungsfähigen Informationsplattform: »In unserem Unternehmen riefen Menschen an, die Maler suchten, oder einen Zahnarzt. Wie Google, nur am Telefon.« Mit dem Einzug des schnellen Internets in Lettland wurde auch das Telefon-Google überflüssig. 

Sergey indes, inzwischen sehr guter Frontend-Entwickler, wanderte nach Deutschland aus, weil seine Berufsperspektive hier hervorragend war. Heute arbeitet er bei 3m5. als Spezialist für JavaScript. Counterstrike zockt er immer noch. Die Kollegen wissen meist schon vorher, wer gewinnt.
 

Internationaler Gamer-Ruhm

 

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Stefan zockt nicht, er trainiert

Wer in der internationalen Topliga mitspielen will, braucht einen langen Atem. Mehrere Stunden pro Tag, jede Woche, jahrelang. »Ich war bei einem Spiel mal auf Platz 1 der Welt«, sagt Stefan Beyer. »Eine halbe Woche habe ich meinen Platz verteidigt.« Insgesamt hielt er sich über ein Jahr lang konstant in der Top-10-Liste. Sein Spielername: Pt4h, wie der ägyptische Gott Ptah, der für die Schöpfung und kreative Prozesse zuständig ist. Seine Passion: das Strategiespiel Planetary Annihilation.

Stefan zockt auch heute noch, allerdings mit veränderten Prioritäten. Tagsüber arbeitet er bei 3m5., nach Feierabend oder am Wochenende trainiert er. Denn die Motivation ist immer noch der Wettbewerb und der Aufstieg im Ranking. Angefangen hat Stefan vor acht Jahren mit Starcraft II. Sein Ziel, ins beste Drittel der Spieler weltweit zu kommen, erreichte er damals nicht. Denn der Wettbewerb war damals extrem stark, es hätte Jahre gedauert, um richtig mitzumischen.

Auch das Alter spielt eine Rolle, vor allem bei Shooter-Spielen. »Die 16- bis 18-Jährigen haben einfach die besseren Reflexe, die machen alle platt«, sagt Stefan. Er konzentriert sich längst auf Strategie. Und entwickelt Spiele. Aus diesem Hobby entstand ein GameJam, der inzwischen regelmäßig bei 3m5. stattfindet. Zwei- bis dreimal pro Jahr treffen sich Teams aus der ganzen Region, um ein Wochenende lang Spiele zu designen und zu schreiben. Natürlich um die Wette – ohne Wettbewerb wird es einem Gamer einfach schnell langweilig.

Marine und Commander

 

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Steves Mission ist die Strategie

Was unterscheidet E-Sports vom Gaming? Für Steve Gotzel ist die Trennung klar: Beim Spielen geht es in erster Linie um den Spaß. Wer gewinnen will und dafür an Turnieren und Wettbewerben teilnimmt, macht E-Sports. Wie Steve, der sich seit elf Jahren mit anderen misst, früher gerne auch mal zwölf Stunden am Tag. Seine E-Sports-Disziplin heißt Natural Selection, eine Mischung aus Egoshooter und Echtzeit-Strategie-Spiel.

Im Spiel treten Aliens gegen Marines an. Sie kämpfen mit unterschiedlichen Waffen und nach unterschiedlichen Strategien. Die Marines leitet ein Commander an. »Ich übernehme immer öfter diese Rolle«, sagt Steve, der im Game-Universum RedStorm heißt. »Einer im Team muss einfach den Überblick behalten.« Dann geht es darum, Aliens plattzumachen und ihre Infrastruktur zu beseitigen. »Wir zerstören Aliennester, bauen unsere eigenen Gebäude auf und halten strategische Punkte.«

Strategisch gesehen hat seine E-Sports-Leidenschaft Steve weit gebracht: Mit 14 Jahren baute er seinen ersten Egoshooter, später programmierte er eine Webseite für einen Freund. Er brachte sich Pascal, Delphi, PHP und JavaScript bei und machte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Dann bestand er den Programmiertest bei 3m5. und arbeitet nun dort im Entwicklerteam.

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Sandra Hendrich