Die Eltern-Lösung im Corona-Office | 3m5.

16. Juni 2020

Wie wir den Eltern in unserem Team in der Krise den Rücken freigehalten haben.

Wie viele Firmen schickte auch 3m5. seine Mitarbeiter im März 2020 ins Homeoffice. Wir wussten, dass besonders den Eltern im Team eine herausfordernde Zeit bevorstehen wird – und unterstützen sie als Team.

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Die Corona-Krise, die sich im Frühjahr 2020 weltweit ausbreitete, komplette Branchen lahmlegte, Privatleben durcheinanderbrachte, traf 3m5. als Firma zum Glück weniger unvorbereitet als andere. 95 Prozent unserer Mitarbeiter wechselten im März von der 3m5-Villa ins Homeoffice – in arbeitstechnisch geordneten Bahnen, mit bewährten Remote-Methoden und entsprechender Technik und Kommunikationstools. Denn auch vor Corona war die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, Teil unserer Unternehmenskultur. Ein großer Vorteil in der Krise, denn das Team wusste bereits, wie es auch dezentral effektiv kommunizieren und zusammenarbeiten kann.

Ob Homeoffice flächendeckend, für das gesamte Team und über eine lange Zeit funktioniert, wussten wir natürlich dennoch nicht. Und rund ein Drittel der Belegschaft machte sich große Sorgen: die Eltern. Ihnen war schnell klar: Corona-Office wird mit normalem Homeoffice nicht vergleichbar sein. Sechs bis acht Stunden am Tag konzentriert arbeiten, während die Kinder da sind und beschäftigt, teilweise sogar von zu Hause aus unterrichtet werden müssen? Unmöglich für jeden, der nicht zufällig eine Ausbildung zum Zirkusdirektor gemacht hat.

Flexible Arbeitszeiten bei 100 Prozent Gehalt

Geschäftsführer Michael Eckstein erinnert sich:

Im internen Firmenchat registrierte ich die Angst der Eltern, finanzielle Einbußen tragen zu müssen. Denn sie würden natürlich unter diesen Bedingungen nicht die Stunden arbeiten können, die sie sonst leisten. Aber mir war sofort klar: 3m5. ist ein starkes Team, das zusammenhält, gerade in der Krise.

Also präsentieren Eckstein und Co-Geschäftsführer Alexander Lehn den Eltern nur einen Tag später eine Lösung, die ihnen in der unsicheren Corona-Zeit die Sorge vor Gehaltseinbußen nimmt: Alle Mütter und Väter notieren wie sonst auch ihre Stunden – denn das ist für die Planung der Projekte unabdingbar – und bekommen ihr Gehalt, ganz gleich, wie viele Stunden sie arbeiten können, auf 100 Prozent aufgestockt. Das Team stellt sich hinter das Modell und hilft in den kommenden Wochen, die Arbeit, die bei den Eltern liegenbleibt, zu stemmen. Krisenbewältigung als Gemeinschaftsaufgabe.


Corona Office – anstrengend, aber auch schön und zusammenschweißend

Eckstein, der selbst im Corona-Office arbeitet und nebenher seine beiden Kinder betreut, ist stolz auf sein Team: "Wir mussten, weil der Lockdown ja alle Bundesländer betraf, erstmal mit unseren Kunden abklären, ob sie von zu Hause aus arbeiten können. Das ging bei ausnahmslos allen. Uns war also klar: Trotz der Tatsache, dass das gesamte Land runtergefahren wurde, würden wir nicht weniger Arbeit als sonst haben. Unser Team hat sich in der Krise meisterhaft geschlagen: Die Eltern haben unglaublich durchgezogen, 70 bis 80 Prozent ihrer sonstigen Stunden geschafft, und die Nicht-Eltern haben die Lösung mitgetragen und geholfen, wo sie konnten."

Als Zeichen der Krisenfestigkeit und Dankbarkeit für den Zusammenhalt zahlt 3m5. die Gehälter sogar eher aus als sonst. Über die Zeit im Corona-Office mit seiner Tochter und seinem Sohn sagt Eckstein: "Meine Arbeit ist relativ unberechenbar, oft ploppt unerwartet etwas auf, zum Beispiel Anfragen von Kunden oder dringende Belange von Mitarbeitern. Das macht es schon in normalen Zeiten manchmal schwierig, mehrere Stunden an einer Sache zu arbeiten. Mit zwei kleinen Kindern, deren Konzentration meist nach einer Stunde Schulaufgaben oder spielen schwindet, wird es nicht leichter. Da musste ich oft meine eigenen Ansprüche an die Realität anpassen und einsehen, dass Corona-Office kein normales Homeoffice ist. Das Spannende für uns als Familie ist allerdings, dass sowohl meine Kinder extrem zusammengewachsen sind in den vergangenen Wochen und auch meine Frau und ich noch enger zusammengerückt sind.“


Fünf Kinder und Arbeit – wie Kristin Dietze beides im Corona-Office vereint

Nahezu heldenhafte Kräfte entwickelt Kristin Dietze im Lockdown. Sie lebt mit ihrer Familie im Patchwork-Modell. Im Lockdown bedeutet das: Sie kümmert sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten tagsüber um fünf Kinder (2, 4, 6, 10 und 12 Jahre alt), hilft den größeren bei ihren Schulaufgaben und beschäftigt die kleineren mit Basteleien, Spielen und Sport. "Nebenbei arbeiten ist da Fehlanzeige", so die Frontend-Entwicklerin. Nachmittags geht es für die gesamte Familie nach draußen: Auspowern, damit die gute Laune bleibt – und die Kinder abends ordentlich müde sind. Denn wenn ihre Kollegen bei 3m5. allmählich die Computer herunterfahren, beginnt für Kristin Dietze der berufliche Teil des Tages: Drei bis vier Stunden arbeitet sie, bis in die Nacht hinein. Von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag hat sie "kinderfrei" – und arbeitet nahezu komplett durch, unterbrochen nur von einer regelmäßigen Laufrunde Samstagnachmittag, um den Kopf frei zu bekommen.

So schafft sie es, ihre sonst üblichen 35 Wochenstunden fast jede Woche annähernd zu erreichen. "Schön ist das definitiv nicht, aber es geht nun mal nicht anders, und anderen geht es mit Sicherheit schlechter. Also bleibe ich bei dem Modell, bis die Lage sich entspannt." Das dauert bei ihr leider länger: Zur Pandemie kommt in ihrem Fall noch, dass sie die kleineren Kinder eigentlich in ihren neuen Kindergarten hätte eingewöhnen sollen, als Corona Dresden erreicht. Also verschiebt sich deren Start. Und als Kristin Dietze sie gerade eingewöhnt hat, wird ein Kind in der Kinderkrippen-Gruppe ihres Sohnes positiv auf Covid-19 getestet. Das bedeutet: weiter im Homeoffice, nun gepaart mit Quarantäne. Letztendlich wird Kristin mehr als drei Monate komplett zu Hause arbeiten. Danach, sagt sie, "will ich liebend gern wieder ins Büro, denn der direkte Austausch fehlt mir sehr".

Einen Lichtblick nennt sie die Lösung, die 3m5. den Eltern für das Corona-Office anbietet:

Es ist richtig toll, dass wir uns, was das Finanzielle betrifft, keine Sorgen machen müssen. Trotzdem gelange ich an meine Grenzen. Unseren Kindern ging und geht es zum Glück gut, aber für uns Eltern ist die Situation zunehmend eine Riesen-Belastung. Ich vermisse meinen normalen Arbeitsalltag. Ich mag den regelmäßigen Austausch mit meinen Kollegen, auch persönlich am Platz, nicht nur im Slack oder virtuell. Ich freue mich sehr darauf, wieder in die Villa zu können zum Arbeiten.


Das Team sagt: gern mal Homeoffice, aber im Wechsel mit dem Büro

Dieses Fazit teilt Kristin Dietze mit vielen im 3m5.-Team. Denn selbst im Krisenmodus funktioniert Homeoffice bei 3m5. erstaunlich gut. Deshalb sollte eine interne Team-Befragung zeigen, welche Vor- und Nachteile die Mitarbeiter sehen und ob Homeoffice auch künftig und ohne Pandemie-Zwang ein Modell ist, das wir ausbauen sollten. Drei Statements dazu aus dem Team:

Ich habe auch vor Corona hauptsächlich über Slack mit den Kollegen kommuniziert, aber was zu Hause leider wegfällt, sind die kleinen Gespräche, die man sonst führt. Ich habe entdeckt, dass es Apps gibt, die periodisch Leute aussuchen, die sich dann "zufällig" im Slack treffen. Vielleicht können wir das mal ausprobieren. Ich bin überrascht, wie viel ich von zu Hause aus schaffe. In der ersten Woche musste ich mich umgewöhnen, jetzt läuft es.. Allerdings bewege ich mich, weil der Arbeitsweg wegfällt, in letzter Zeit recht wenig. Ich überlege, ob ich morgens und abends einen Spaziergang einführe, und so tue, als sei das mein Arbeitsweg. Insgesamt finde ich Homeoffice für mich nicht schlecht und würde vielleicht auch nach Corona Teilzeit-Homeoffice in Erwägung ziehen.
Stefan Beyer

Für mich macht es im Prinzip keinen Unterschied, weil auch im Büro die Teams nicht projektweise „zusammenziehen“. Ich habe im Homeoffice zwei TYPO3-Upgrades alleine durchgeführt, war dabei sehr effektiv und fand es gut, dass ich mir die Zeit frei über den Tag verteilen konnte. Gefühlt ziehen wir außerdem Meetings schneller und strukturierter durch, wenn sie online stattfinden. Es ist in gewisser Weise auch ein Test für mich, ob ich im Homeoffice für längere Zeit effektiv arbeiten kann. Bis jetzt läuft er ganz erfolgreich, finde ich. Ich vermisse aber das Zusammensein. Das MeetUp zum Beispiel kann zwar online auch funktionieren, aber es fehlt der Stammtisch-Effekt. Generell kann ich mir gut vorstellen, in Zukunft für Soloarbeits-Pakete wie TYPO3-Upgrades hin und wieder im Homeoffice zu arbeiten.
Johannes Seipelt

Mir ist Büro ganz klar lieber als Homeoffice. Im Büro bin ich konzentrierter, habe viele Ansprechpartner direkt um die Ecke und kann mit echten Mobilgeräten arbeiten. Mein Arbeitsplatz ist hell und freundlich. Und beim Essen im Kreis der Kollegen zu sitzen ist schöner als allein in der Wohnung. Corona macht mich langsam wahnsinnig. Ich kann nicht in meinen Verein, ich kann mich nicht mit Freunden treffen, ich kann nicht wirklich aus der Stadt raus. Deshalb bin ich froh, dass die Arbeit Abwechslung bringt.
Achim Mustroph


Blick in die Zukunft – ein guter Mix aus Villa und Remote

Homeoffice ist ein wichtiger Teil des viel beschworenen New Work – und wir sind darin gut aufgestellt, arbeiten auch daheim effektiv. Wir sind außerdem mit dem Herzen dabei, wenn es darum geht, die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter zu erkennen und eine Lösung für sie zu finden. Deshalb gibt es für uns auch nicht das Homeoffice. Sondern mehrere, individuelle Lösungen. So arbeitet zum Beispiel ein 3m5.-Entwickler zu 100 Prozent im Homeoffice. Ein anderer Mitarbeiter segelt zur Zeit auf einem Boot durch die Weltgeschichte und arbeitet am liebsten, wenn es gerade windstill ist. Eine Entwicklerin programmiert regelmäßig zwei Tage pro Woche von zu Hause aus – weil sie dadurch wertvolle Zeit spart, die sonst auf der Autobahn draufginge. Und Homeoffice, wenn zu Hause wichtige Pakete kommen oder Handwerker-Termine anstehen, ist sowieso schon immer möglich.

Das Feedback aus dem Team hat ergeben, dass es sowohl Mitarbeiter gibt, für die Homeoffice keine wirkliche Alternative ist, die sich nach dem Büro sehnen und froh sind, inzwischen wieder in der 3m5.-Villa zu arbeiten. Für manche halten sich Vor- und Nachteile die Waage. Und rund ein Drittel kann sich nach diesem Homeoffice-Härtetest vorstellen, in Zukunft öfter mal von zu Hause aus zu arbeiten. Geschäftsführer Michael Eckstein will in den kommenden Wochen mit diesen Mitarbeitern besprechen, wie ihr Arbeitsmodell künftig aussehen soll. 

Die Lockdown-Zeit hat uns eines aber auch ganz deutlich gezeigt: Ein Team wie 3m5. wächst zusammen, wenn es zusammen ist. Live und in Realität. Gemeinsam arbeitet, sich austauscht und voranbringt, zusammen kocht, isst, flurfunkt, kickert und kichert, Hunde krault und irre oder innovative Ideen ausheckt, bei einem Feierabend-Bier Insider entwickelt und vieles mehr. Dieses Teamgefühl ist es, was die Mitarbeiter im Homeoffice vermisst haben. Unsere Villa wird deshalb in Zukunft eher keine halbleere Kommandozentrale zugunsten des Homeoffice werden.

Michael Eckstein fasst zusammen:

Das ist, glaube ich, die schönste Lehre aus der Krise. Der Firma geht es wirtschaftlich gut – super. Aber mehr, als dass ein Team seinen Arbeitsplatz vermisst, kann sich ja wohl kein Chef wünschen.

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