Beim GameJam planen, designen und entwickeln wir innerhalb eines Wochenendes Videospiel-Prototypen. Normalerweise in der 3m5.-Villa, in Corona-Zeiten testeten wir einen online-only GameJam.
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Organisator Stefan Beyer hielt dabei alle Gaming-Schäfchen im eigenen Discord-Channel „3m5-gamejam-nr7-corona-edition" zusammen. Dort ließ es sich fast ein bisschen wie live per Webcam und ScreenShare zusammensitzen, Fragen klären und Teams bilden. Discord, ein kostenloser Sprach- und Textchat, wurde von Gamern genau dafür entwickelt: um Gamer zusammenzubringen.
Bei jedem GameJam lassen wir einen Zufallsgenerator beliebig zusammengewürfelte Wortblöcke ausspucken. Jedes Team soll so viele Wörter wie möglich in das Spiel einfließen lassen. Und zwar nicht nur in Text-Elementen, sondern beispielsweise in Handlung und Spielaufbau. Zur Auswahl standen:
Kathodenstrahl, Dampflokzeit, Kleeblüte, Renaissancemaler, Rosette, Phosphatschicht, Lebendexemplar, Bötchen, Narr, Funkenschlag, Obstruktionskurs, Mediziner, Königgrätz (na, in Geschichte damals gut aufgepasst? Wenn nicht, ein kurzer Exkurs: 1866 besiegte Preußen in der Schlacht von Königgrätz, einer tschechischen Stadt am Oberlauf der Elbe, Österreich – danach war Europa komplett auf links gedreht), Militarisierungstendenz, Formfeed, Spreizgips, Kambodscha, Zykloidenbogen, Intervallbreite, Kapitulationsurkunde
Verbales Potential für kriegerische Bildschirmschlachten war also vorhanden, die Teams „Metal Avocadoes from Space“, „Die Ofenfrischen“ und „Vorsicht Pflanzen“ stürzten sich tatendurstig in die Arbeit.
Alle Teams hielten während des gesamten GameJams mit regelmäßigen Meetings Kontakt. Die gesamte Kommunikation lief über Discord-Channel: jeweils einen Text- und einen Voice-Channel für das Event sowie für jedes der drei Teams. Im Voice-Channel kann man sich gut absprechen, im Text-Channel direkt Zwischenergebnisse, Links und Co teilen.
Stefan Beyer erzählt:
Für die gemeinsamen Meetings haben wir uns morgens, mittags und abends im globalen Voice-Channel versammelt. Bei den bisherigen GameJams in der 3m5.-Villa haben wir das immer mit einem gemeinsamen Essen verbunden, das fiel dieses Mal leider aus. Eigentlich konnten wir uns auch online gut organisieren. Dabei hat auch geholfen, dass wir fast alle mit angeschalteter Kamera in den Meetings waren. Das visuelle Feedback ist für Abstimmungen schon sehr wichtig. Das Moderieren war etwas schwieriger als bei einem Vor-Ort-Event, denn über Voice-Chat gibts ja öfter mal leichte Verzögerungen, sodass man sich öfter ins Wort fällt; wenn auch meist versehentlich. Unterbewusst passen die meisten sich dann an und warten, wenn jemand scheinbar fertig ist mit reden, lieber noch ein paar Sekunden, um sicherzugehen. Das ist super höflich, aber so entstehen diese typischen, kurzen Pausen, die dafür sorgen, dass Online-Meetings sich nie so flüssig und natürlich anfühlen wie Offline-Treffen.
Am Sonntag um 19:00 Uhr liefen die 16 Stunden Entwicklungszeit ab. Zeit, die Spiele vorzustellen:
Die Metal-Avocados präsentierten eine in Unity gebaute Hausmeister-Simulation. Bei „Savocado“ muss der Spieler als Hausmeister von Angkor Wat eine tränenaffine Avocado retten, Wassertropfen zum Putzen sammeln und es mit einem närrischen Renaissance-Maler aufnehmen.
Die „Ofenfrischen“ entwickelten, ebenfalls mit Unity, das Spiel „The Last Leviathan“: Bei diesem kooperativen Rhythmusspiel muss ein Spieler ein Steampunk-Zeppelin steuern und ein zweiter ständig den Takt halten, um Energie aufzuladen. Sie kann sowohl zum Schießen als auch zum Ankurbeln des Luftschiffes verwendet werden. Dann gilt es, die beachtenswert bizarr gestaltete Krokodil-Drachen-Wal-Kreatur zu erledigen.
„Vorsicht Pflanzen“ zeigten „The Boat Hell Game“, einen mit LibGdx und Kotlin gebauten Bullet Hell Shooter im maritimen Papierboot-Universum. Der Spieler muss dabei eine Armada rostiger Tanker und Flugzeuge besiegen und ihrem Kugelhagel entfliehen.
Und obwohl keiner in 16 Stunden ein komplettes Spiel aus der Taufe heben kann, zeigt sich wieder einmal: Zum Ausprobieren, Wissen austauschen und Spaß haben reicht die Zeit mehr als aus, Gedanken an Corona waren bei den Beteiligten an diesem Wochenende mal Nebensache.
Stefan Beyer zieht als Fazit des digitalen GameJams:
Gleich zu Beginn ist aufgefallen, dass die No-Show-Rate bei mehr als angenehmen null Prozent lag. Die Kommunikation hat digital gut funktioniert. Große Videomeetings sind zwar anstrengend, aber alle Teilnehmer waren super drauf, haben sich weiter gebracht und hatten eine gute Zeit. Wenn wir nochmal einen digitalen GameJam machen, werde ich versuchen, ein bisschen mehr Struktur in die Meetings zu bringen.
Den größten Unterschied zu den bisherigen GameJams bildete die Schlussauswertung. „Danach gibt es normalerweise noch Getränke und es bilden sich dynamisch Grüppchen, in denen verschiedenste Themen besprochen werden. Aber online, wenn alle zusammen in einem Voice-Chat sind, geht das natürlich nicht. Vielleicht brauchen wir da einen innovativen Voice-Chat-Client...“, so Beyer (gleich mal auf die Liste für den nächsten FedEx-Day!).
Wer selbst Avocados retten, Luftschiffe steuern oder Papierboot-Matrose sein will, kann die Spiele kostenlos bei Github downloaden.
Savocado
The Last Leviathan
Boat Hell Game
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