Zukunft von Zeitungen | 3mp.

19. Mai 2011

Die Vorstellung, nur das zu lesen, was einen interessiert, ist charmant. Am besten mit der Ergänzung, dass man auch das lesen kann, was man zufällig entdeckt. Dieses wird auch als Serendipity-Effekt bezeichnet: eine „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist“.

Ende Oktober 2009 startete Niiu, eine individualisierte Zeitung, in Berlin –, die erste gedruckte individuelle Tageszeitung der Welt. Januar 2011 stellte der Herausgeber die Produktion ein.

Die Vorstellung, nur das zu lesen, was einen interessiert, ist charmant. Am besten mit der Ergänzung, dass man auch das lesen kann, was man zufällig entdeckt. Dieses wird auch als Serendipity-Effekt bezeichnet: eine „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist“.

Ende Oktober 2009 startete Niiu, eine individualisierte Zeitung, in Berlin – die erste gedruckte individuelle Tageszeitung der Welt. Januar 2011 stellte der Herausgeber die Produktion ein.

Ende Oktober 2009 startete Niiu, eine individualisierte Zeitung, in Berlin – die erste gedruckte individuelle Tageszeitung der Welt.

Jeder Leser der Niiu entschied selbst, was er morgens zum Frühstück lesen wollte. Die Inhalte stammten aus 18 verschiedenen Tageszeitungen, wie die Bild, das Handelsblatt, der Tagesspiegel oder auch die New York Times und die russische Prawda. Außerdem konnte man auch Internetinhalte wie Blogs wählen. Jede Niiu war ein Einzelexemplar für den jeweiligen Leser.

Was kann aus diesem Scheitern abgeleitet werden?   
Der Leser kann bei dieser Art von individualisierten Zeitungen für ihn Interessantes markieren, auf den ersten Blick Nichtrelevantes wird dadurch vernachlässigt. Vielleicht ist genau das Zusammentragen von Inhalten durch eine (Zeitungs-)Redaktion gewünscht. Gerade durch die Präsentation von auf den ersten Blick Unwichtigem entstehen Serendipity-Effekte, die aus dem reinen Lesen ein aktives Entdecken von Inhalten machen. Ist somit das „nur Lesen“ der Grund für das momentane Scheitern von individualisierten Zeitungen? Medien müssen Lust auf ein Entdecken von Informationen machen.

„The Daily“, eine Zeitung speziell für das iPad, kam fast zeitgleich zu dem Pausieren von Niiu auf den Markt. Zur Einführung von „The Daily“ sagte Rupert Murdoch: „New times demand new journalism“ (Link). Und er nimmt auch genau auf das Entdecken als Erfolgsfaktor Bezug: „The magic of great newspapers – and great blogs – lies in their serendipity and surprise, and the touch of a good editor” (Link).

„The Daily“, eine Zeitung speziell für das iPad, kam fast zeitgleich zu dem Pausieren von Niiu auf den Markt.
Bild: Einführungsvideo Link

The Daily, 04.02.2011
Bild: The Daily, 04.02.2011

Zurzeit kann „The Daily“ nur in dem amerikanischen iTunes-Store für 99 Cent pro Woche oder 40 US$ im Jahr bezogen werden.
Neben vorwiegend positiven Stimmen zu dem Start von „The Daily“ gibt es auch Stimmen, welche die Qualität von „The Daily“ bemängeln. Themen wie Wirtschaft rücken in den Hintergrund, während Lifestyle-Themen dominieren. Die Bedienbarkeit und das Navigieren sind gewöhnungsbedürftig. Vielleicht liegt dies auch an der typischen Aufmachung von amerikanischen Zeitungen, die mit mehr Bildern und Lifestyle-Themen arbeiten als europäische Pendants.

Es ist kein Geheimnis, dass sich die Zeitungen vom Print- in den Online-Bereich verlagern. Der Konsum von interessanten Nachrichten und nicht ein bestimmter Medienkanal steht im Vordergrund. Zeitungsabonnements im Print kosten rund 20 bis 45 € pro Monat, „The Daily“ 40 US$ im Jahr. Sicherlich wird auch das Preismodell diese zunehmende Verlagerung beflügeln.
 

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