Arbeitgeber müssen beweisen, dass sie Talenten etwas zu bieten haben, sagt Recruiting-Berater Henrik Zaborowski...
Arbeitgeber müssen beweisen, dass sie Talenten etwas zu bieten haben, sagt Recruiting-Berater Henrik Zaborowski
Wie finden IT-Unternehmen talentierte neue Mitarbeiter?
Ganz oft funktioniert Recruiting in der IT über persönliche Netzwerke. Über den Bekanntenkreis, über XING, über soziale oder IT-Netzwerke wie Stack Overflow oder GitHub. Erfolg haben Arbeitgeber, denen es gelingt, ihre Kompetenzen in der Softwareentwicklung darzustellen und die entscheidende Frage zu beantworten: Warum sollen die guten Leute ausgerechnet zu ihnen kommen?
Und warum sollten sie?
Die Unternehmen müssen unter Beweis stellen, dass sie guten Leuten etwas zu bieten haben. Zum Beispiel, dass sie technisch anspruchsvolle und nicht nur Standardprojekte umsetzen. Dass immer wieder auch neue Technologien getestet beziehungsweise eingesetzt werden. Dass die eigenen Kollegen fachlich fit sind. Wie ist die Entwicklungsumgebung, die technische Ausstattung der Arbeitsplätze oder das Arbeitsumfeld? Es gibt Menschen, die eine Clean Desk Policy nicht mögen oder lässige Industriearchitektur besser finden als schicke Großraumbüros in der City. Wenn alles passt, bewerben sich oft auch Leute, die bis dahin eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem neuen Job waren. Es hilft auf jeden Fall, dass alles schon vorab auf einer eigenen Karriereseite zu kommunizieren.
Was können Unternehmen sonst tun, um IT-Experten auf sich aufmerksam zu machen?
Ich finde technische Unternehmens-Blogs sehr gut. Hier schreiben Softwareentwickler über ihre tägliche Arbeit, technische Besonderheiten von Projekten, Problemstellungen und ihre Lösungen. Das zeigt der Community die eigene Kompetenz. Auch hier werden Entwickler erreicht, die noch gar nicht auf Jobsuche sind. Viele googeln nach Lösungen für IT-Probleme und finden auf diesem Weg dann Entwickler und deren Arbeitgeber, die für sie vielleicht interessant sind. Ein anderer Weg ist das Personal Branding von Führungskräften oder Spezialisten. Die bauen sich als Marke auf und haben es dann leichter, nach Mitarbeitern zu suchen. »Was, der Leiter SW Entwicklung X sucht einen Entwickler? Der hat doch letztens einen Vortrag gehalten, den ich so super fand«. Da denke ich doch mal eher drüber nach, mich zu bewerben oder einem anderen den Tipp zugeben, es zu tun.
Welchen Sinn haben heute noch Jobmessen?
Bei vielen Unternehmen frage ich mich das auch. Bleibt der kurze Kontakt auf dem Stand ohne Folgen, dann ist die Messe ein Glücksspiel. Kugelschreiber und Pfefferminzbonbons nützen gar nichts. Nach so einer Messe erinnert man sich als Besucher bestenfalls an den Letzten, mit dem man gesprochen hat. Jobmessen sind dann sinnvoll, wenn man die guten Leute irgendwie erkennt, ihre Mailadresse bekommt und dann mit ihnen in Kontakt bleibt. Um die Guten zu erkennen, darf aber nicht nur der Personaler die Gespräche führen. Da muss auch ein Entwickler dabei sein.
Wenn sich dann viele Entwickler beim Unternehmen bewerben – was kann da bei der Personalauswahl noch schiefgehen?
Zunächst haben es Unternehmen ja mit Entwicklern leichter als mit anderen Berufsgruppen. Ihnen gebe ich eine Programmieraufgabe und bekomme ein Ergebnis. Mindestens genauso wichtig ist aber das Gespräch. Nur hier erfahre ich etwas über die Motivation und Persönlichkeit des Bewerbers. Hier muss dann geklärt werden, ob er zum Unternehmen passt und umgekehrt. Das entscheidet später darüber, ob ein hoch qualifizierter Mitarbeiter im Unternehmen auch die von ihm erwartete Spitzenleistung bringen kann, und darüber, ob er länger im Unternehmen bleiben wird.
www.hzaborowski.de
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