Bürowelt wird zum Coworking Space | 3m5.

10. Juli 2018

Wohnst du noch, oder arbeitest du schon? Flexible Arbeit zieht auch räumliche Veränderungen nach sich. Ein Trendreport im Coworking-Space. Foto: www.workfrom.co

Foto: www.workfrom.co

Arbeiten wird zunehmend komplexer, aber auch flexibler - neben neuen Arbeitszeitmodellen wächst der Bedarf an flexibel gestalteten Arbeitsorten und Coworking-Räumen.

Coworking wächst
Als Coworking-Räume werden Orte bezeichnet, an denen Selbständige und Start-ups die Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten finden. In Coworking Spaces steht eine Grundinfrastruktur (Netzwerk, Drucker, Scanner, Fax, Telefon, Beamer, Besprechungsräume) zeitlich befristet zur Verfügung und ermöglicht die Bildung eines Teams bzw. einer Community, welche mittels gemeinsamer Veranstaltungen, Workshops und weiterer Aktivitäten gestärkt wird. Dabei bleibt die Nutzung durch kurze Mietzeiträume unverbindlich und zeitlich flexibel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Coworking

Coworking wächst
Emergent Research, Leadership Report 2017, S. 61

Die Anzahl von Coworking-Spaces ist weltweit in den letzten Jahren um durchschnittlich 40 Prozent gestiegen.

Viele Gründungsideen werden in diesen Coworking-Räumen geboren und dort entwickelt. Interessant ist, dass genau in diesen Räumen zukünftige Arbeitsmodelle und Innovationen eingesetzt werden. Wir stellen hier einige Trends vor:

Bitcoins für Coworking
Knapp zwei Autostunden von Dresden entfernt befindet sich das erste Coworking-Space, welches die Kryptowährungen Bitcoin und Litecoin als einzige Zahlungsmittel für eine Mitgliedschaft für die Nutzung akzeptiert: „Paper Hub is the only coworking space in the world where you pay your membership ONLY with cryptocurrencies - bitcoin or litecoin” (Link)

Paper Hub Prag

Paper Hub Prag

Natürlich kann man auch mit Bitcoin seinen Kaffee im dortigen Bitcoin Coffee genießen. Somit ist der Paper Hub auch gleich ein Ökosystem für Gründung und Kryptowährungen in Prag.

Alexa als Meeting-Organisator
WeWork ist einer der größten Anbieter von Coworking-Räumen weltweit. In den Meetingräumen von WeWork sind jetzt Alexa Echo-Lautsprecher verfügbar.

Alexa for Business
Alexa for Business

WeWork hat einen eigenen Skill für „Alexa for Business“ erstellt, mit den die Nutzer Räume reservieren können, die Buchung eines Raums ändern können oder auch vorhandenes Equipment in dem Raum steuern können. Eingesetzt werden die Alexa Echos zur Zeit noch in der Zentrale von WeWork.
https://www.wework.com/de-DE/blog/posts/alexa-ask-wework-to-extend-my-meeting

Flexible Raumnutzung
Was liegt näher vorhandene Räume für ein flexibles Arbeiten zu nutzen. So kooperiert die Restaurant-Kette Hooters mit Spacee in Japan und bietet zu nicht stark frequentierten Zeiten die Sitzplätze als Coworking-Spaces an.

Hooters in TokioHooters in Tokio
Hooters in Tokio

Der Arbeitsplatz inkl. Büroinfrastruktur kostet für 30 Minuten 50 Yen (~40 Cent). Studierende können die Arbeitsplätze kostenfrei nutzen. Die Kombination zwischen Kapazitätsauslastung des Restaurants und dem Anbieten von Infrastruktur für ein flexibles Arbeiten hat einen Mehrwert für alle Beteiligten.

Themenspezifische Coworking-Spaces
Ideen entstehen heute in dem Zusammenschluss unterschiedlicher interdisziplinärer Methoden und Teams. Die Nutzer von Coworking-Spaces sind sehr vielfältig und gemischt, um genau diesen Austausch zwischen unterschiedlichen Branchen, Disziplinen und Interessen zu fördern.

Auf der anderen Seite ist es auch förderlich, themenspezifische Coworking-Räume zu schaffen, um fachspezifische Synergien zu nutzen. Ein Beispiel ist der Blockchain Coworking Space in Tokio. Hier arbeiten Freiberufler und Startups einzeln und gemeinsam zu den Möglichkeiten, welches die Technologie Blockchain bietet.

Neutrino Blockchain Coworking Space
Neutrino Blockchain Coworking Space

Seit wenigen Wochen unterstützt die Mizuho Financial Group, eine der drei größten Banken in Japan, diesen Coworking-Space. Die Bank verspricht sich davon, aktiver Teil des Ökosystems von Gründungen und Innovationen im Bereich von Blockchain in Japan zu sein. (Link)

Smart Offices
In Köln wird gerade das „digitalste Bürogebäude“ Deutschlands gebaut. Das soll viele Funktionen einer modernen Gebäudesystemtechnik haben.

So soll es möglich sein, zu erkennen, ob und wo ein Büroarbeitsplatz frei ist oder wie stark das eigene Fitness-Studio frequentiert ist. Das Licht wird automatisch an die jeweiligen Benutzer und in Abhängigkeit zur Außenhelligkeit angepasst und Besucher werden automatisch via App zu ihrem Ansprechpartner gelotst. Dieses sind nur einige Beispiele. (Link)

Fond Of GmbH Müller Architecture
Foto: Fond Of GmbH / Müller Architecture https://www.ksta.de/30509074

Ein solches Smart Office, welches eine digitale Infrastruktur besitzt, bietet die Basis, um flexibel auf Strukturänderungen in der Belegung und Nutzung zu reagieren.

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Vernetzung, Komplexität und Interdisziplinarität von Projekten sind Coworking-Spaces mit IT-Lösungen nicht nur im Büro, sondern im Gebäude selbst eine ideale Basis.

Handlungsempfehlungen
Coworking-Spaces werden primär von jungen Startups und Freiberuflern genutzt. Die Atmosphäre und offene Arbeitsplatzplatzgestaltung in solchen Räumen wirkt auch inspirierend auf Ideen und Projekte in Unternehmen und Organisationen, die schon länger im Geschäft sind.

Gerade etablierte Unternehmen können Coworking-Spaces nutzen, um temporär in einer anderen Umgebung neue Aufgaben gemeinsam anzugehen, zu diskutieren und zu entwickeln.

So führen gemeinsame Workshops und Projektbesprechungen zwischen Unternehmen, Dienstleistern sowie Kunden in Coworking-Spaces zu einer neuen Form der Kommunikation und Kollaboration.

Coworking befördert genau dieses neue Arbeiten. 

Autor des Beitrags
Prof. Ralph Sonntag
ralph.sonntag@3m5.de
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