Alleskönner mit Geschichte | 3m5.

11. April 2017

VON ARDENNE ist Weltmarktführer für Beschichtungsanlagen für Architekturglas und die Dünnschichtphotovoltaik – 3m5. betreute den Relaunch des globalen Webportals und führt durch eine komplexe Produktlandschaft

Wer abtaucht in die Geschichte der Firma VON ARDENNE, muss einen langen Atem haben. Wer die Branchen aufzählt, für die das Unternehmen Anlagen baut, auch. Ein neues Webportal weist Kunden nun den Weg durch eine weite Produktlandschaft.

Entwickelt hat es VON ARDENNE gemeinsam mit 3m5. Dabei war der Weg zu den Projektmeetings nicht weit: Die Unternehmen saßen zu diesem Zeitpunkt in Dresden nur einen guten Kilometer Luftlinie voneinander entfernt, dazwischen die Elbe. Ende 2016 zog das Unternehmen dann vollständig zum Produktionsstandort Dresden-Weißig.

VON-ARDENNE-Anlagen stehen in mehr als 50 Ländern, besonders viele in China, weiteren ostasiatischen Ländern und in den USA. Die Maschinen werden zur industriellen Vakuumbeschichtung eingesetzt. Das heißt: Im Inneren der Anlagen laufen Prozesse ab, mit denen bestimmte Stoffe auf Materialien wie Glas, Wafer, Metallband oder Kunststofffolie aufgebracht werden. Je nach Anwendung sind diese Schichten einen Nanometer bis wenige Mikrometer dünn und verleihen den Materialien neue Eigenschaften. Am Ende stehen Produkte wie Solarmodule, Architekturglas, Reflektoren für Leuchten, Wärmeschutzfolien für Autoverglasung, Displays für Smartphones und Touchscreens.

Um sich bei dieser Vielfalt auf dem Onlineportal zurechtzufinden, hat 3m5. gemeinsam mit VON ARDENNE den Produktindex entwickelt. „Das war technisch betrachtet nicht so ganz ohne“, sagt 3m5.-Entwickler Robert Heinig.

Wer sich beispielweise für den Bereich Photovoltaik interessiert und darauf klickt, sieht auf einen Blick alle relevanten Bereiche, für die VON ARDENNE Beschichtungslösungen ermöglicht. So finden etwa Hersteller von kristallinen Solarzellen und Produzenten von Dünnschicht-Photovoltaikzellen hier die richtigen Anlagen. Während die einen mikrometer-dünne Siliziumwafer beschichten, greifen die anderen zu Anlagen, die Funktionsschichten auf millimeterstarkem Glas abscheiden. Sie dienen zur Kontaktierung, haben leitende Eigenschaften oder verhindern Reflexionen, um mehr Licht in Strom zu verwandeln.

Ganz anders der Produktindex für LED-Beleuchtung oder solarthermische Kraftwerke, wo die Beschichtung von Aluminiumbändern für besonders gute Reflexion sorgt. „Die Idee zum Produktindex hat sich in Gesprächen mit unseren Vertriebskollegen entwickelt“, erzählt Anke Schenk, Creative Director bei VON ARDENNE. „Wir erhalten aus den verschiedensten Branchen Anfragen mit unterschiedlich konkreten Ansätzen. Im direkten Gespräch kann man sich dem Problem zusammen mit den Kunden relativ schnell nähern, indem man die Einsatzgebiete, geeignete Verfahren, nötige Schichtfunktionen oder das Trägermaterial eingrenzt und zu einer Lösung kommt.“

Genau diese Möglichkeit haben Besucher der Website nun mit dem Produktindex. Er ist ein flexibles System, das Anlagen und Komponenten nicht nur nach den reinen Geschäftsfeldern und Anwendungsgebieten auflistet, sondern anhand der eigenen Parameter einen umfassenderen Überblick darüber verschafft, was mit VON-ARDENNE-Technologien alles möglich ist. Anke Schenk: „Damit bekommt der Interessent auch einen guten Eindruck davon, was alles denkbar wäre, weil wir die nötige Technik und Technologie anbieten – selbst wenn konkret für seine Fragestellung noch keine Anlage im Programm sein sollte.“

Beim Relaunch hat 3m5. alle Bereiche des Portals auf das Content-Management-System TYPO3 umgestellt. Das Redaktionssystem kann nicht nur von Robert Heinig und dem 3m5.-Team gepflegt werden. Alles ist so konzipiert, dass auch Anke Schenk und ihre Kollegen direkt darauf zugreifen können. Da VON ARDENNE über viele Patente und hochsensible Forschungsergebnisse verfügt, spielten bei der Auswahl des CMS Sicherheitsaspekte eine große Rolle. Hier ist TYPO3 führend, wie eine Studie des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestätigt. Das BSI hatte Redaktionssysteme untersucht, da diese eine erste Angriffsstelle auf interne Netzwerke von Unternehmen sein können. „Sicher ist das System allerdings nur, wenn es nach der Installation immer wieder mit Blick auf alle Sicherheitsanforderungen angepasst wird“, sagt Stefan Jahn von 3m5., der dort das Projekt leitet.

Dass VON ARDENNE heute in der ersten Liga des Industrieanlagenbaus mitspielt, verdankt das Unternehmen nicht zuletzt seinem umtriebigen Gründer, Manfred von Ardenne. Der Baron forschte seit den 1950er Jahren in seinem Dresdner Institut mitten im noblen Villenviertel Weißer Hirsch an Vakuumprozessen für das industrielle Schmelzen, Schneiden und Beschichten und entwickelte dafür Anlagen. Vorher hatte er bereits als junger Mann die Grundlagen für das elektronische Fernsehen gelegt und sich mit Kernphysik beschäftigt.

Später entwickelte er Therapien gegen Krebs. Er starb 1997 in Dresden. Das Traditionsunternehmen ist zu 100 Prozent im Besitz der Familie von Ardenne. Es beschäftigt rund 650 Mitarbeiter und hatte traditionell seinen Sitz auf dem Weißen Hirsch, dem Dresdner Nobelviertel am Elbhang. Nach der Wende ist die Produktionsstätte am Stadtrand hinzugekommen. VON ARDENNE ist global tätig und hat Konzerneinheiten in China, Japan, Malaysia, Taiwan und den USA.

Diese globale Ausrichtung spiegelt auch das Webportal wider. Es ist in mehreren Sprachen aufgesetzt, Chinesisch kam gerade hinzu, Russisch und Japanisch folgten. Damit auf den verschiedenen Seiten alles aktuell bleibt, hat 3m5. einen speziell für TYPO3 entwickelten Übersetzungsworkflow integriert. Dieser sorgt dafür, dass die Länderseiten zum Übersetzer gelangen, einen Freigabeprozess durchlaufen und dann eingespielt werden.

Wie breit das Unternehmen aufgestellt ist, zeigt auch eines der aktuellsten Projekte: das Large Synoptic Survey Telescope. Das Observatorium wird derzeit in den Anden errichtet, auf dem Berg Cerro Pachón im Norden Chiles. In dem Teleskop werden Spiegel mit bis zu 8,4 Metern Durchmesser zum Einsatz kommen. Für die Beschichtung der Spiegel sind VON ARDENNEs Ingenieure zuständig.

Das Unternehmen: Die VON ARDENNE GmbH ging 1991 aus dem Dresdner Forschungsinstitut Manfred von Ardenne hervor. Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer für Beschichtungsanlagen für Architekturglas und für die Dünnschicht-Photovoltaik. Seit 1955 wurden in von Ardennes Institut in Dresden die technologischen Grundlagen für das heutige Unternehmen gelegt.

Manfred von Ardenne (1907–1997) wurde bekannt als der Erfinder, der 1930 in Berlin die Grundlage für das Fernsehen mit Elektronenstrahlröhre legte (Flying Spot Scanner), 1937 das erste Rasterelektronenmikroskop und zwei Jahre später das Universal-Elektronenmikroskop mit der höchsten Auflösung entwickelte.

Danach arbeitete er als Kernphysiker in der Sowjetunion und konzentrierte sich in den 1960er Jahren in der DDR von seinem Institut in Dresden aus auf Vakuumverfahren zum Schmelzen, Schneiden und Beschichten. Seit den späten 1960er Jahren forschte er an Methoden zur Behandlung von Krebs.

Das Projekt: VON ARDENNE & 3m5.
Projekt: Relaunch des globalen Webportals
Leistungen: Umsetzung/Programmierung, Service
Projektleitung: Stefan Jahn
Projektteam VON ARDENNE: Anke Schenk, Philipp Röhner, Falk Iser, Ingo Bauer
Programmierung: Robert Heinig
Technologie: TYPO3 CMS 7 LTS

Auf dieser Anlage wird Architekturglas speziell beschichtet. Das verringert den Energieverbrauch in Gebäuden erheblich und trägt so zum Umweltschutz bei.
Auf dieser Anlage wird Architekturglas speziell beschichtet. Das verringert den Energieverbrauch in Gebäuden erheblich und trägt so zum Umweltschutz bei.
 

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